Die Flora und Fauna der Nordsee

Die Nordsee und ihr Wattenmeer sind der Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna. Dies liegt vor allem an dem Wechsel zwischen Ebbe und Flut, die sich in einem Intervall von etwas über sechs Stunden abwechseln. Das Wattenmeer hat mit einer Länge von 450 Kilometern und einer maximalen Breite von 40 Kilometern eine Gesamtgröße von rund 9.000 Quadratkilometern. Das bei Ebbe, also Niedrigwasser, freiliegende Watt reicht vom dänischen Ort Blavand im Norden bis nach Den Helder in den Niederlanden. Das Wattenmeer gibt es seit ungefähr 7500 Jahren und ist für Vögel und Fische gleichermaßen ein Rastplatz und eine Nahrungsquelle. Dieses auf der Welt einmalige und größte Feuchtgebiet steht unter Naturschutz und gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO, abgesehen von den großen Flussmündungen, die von der Schifffahrt genutzt werden. Der größte Teil des Wattenmeeres, etwa 60 %, gehört zu Deutschland. Rund 30 % gehören zum niederländischen Hoheitsbereich und 10 % gehören zu Dänemark. Das Wattenmeer teilt sich auf in eine Zone, die ständig unter Wasser liegt (die sublitorale Zone), in die eulitorale Zone, die das Watt an sich bezeichnet, das zweimal täglich bei Ebbe trocken liegt, und in die supralitorale Zone, die nur bei Spring- oder Sturmflut überflutet wird und häufig aus Salzwiesen besteht. Das zentrale Wattenmeer reicht von der Wesermündung bis zur Eidermündung und wird von einer Art Barriere aus Sandbänken und kleinen Inseln gekennzeichnet.
Naturgewässer OstbenseWattwurm Nordsee

Die Gezeiten

Das Wattenmeer ist von den regelmäßigen Gezeiten geprägt, die für hohe Schwankungen hinsichtlich Temperatur und Salzanteil sorgen. Dies bedeutet, dass der Lebensraum Watt besondere Ansprüche an die Tier- und Pflanzenwelt stellt. Das Wattenmeer wird von rund 4800 Spezies genutzt, von denen etwas über die Hälfte aus dem Meer stammt und ca. 2300 landgebunden sind. Es gibt etwa 250 dauerhafte Lebewesen im Watt, die auch nur hier zu finden sind. Zu den Lebensarten im Wattenmeer zählt eine große Vielfalt von Makroalgen, Seegräser, Mikroalgen sowie eine Mikrofauna, die beispielsweise aus Plattwürmern besteht, und eine Makrofauna aus Krebstieren, Weichtieren, usw. Zooplankton, rund 50 Fischarten, drei Arten Meeressäuger und 60 Arten Vogeltiere sind ebenfalls hier zu finden.
 
Durch das Niedrigwasser stellt das Wattenmeer gleichermaßen einen Schutzraum vor Raubfischen und ein großes Ernährungsangebot dar. Es ist also gewissermaßen Kinderstube für Fische und Meeressäuger sowie ein ideales Rastgebiet, beispielsweise für Zugvögel. Durch die Veränderungen des Menschen ist es in den letzten Jahrhunderten zu Verlusten in der Fauna und Flora gekommen, denn die Verringerung des Lebensraums, die Jagd, Verschmutzungen, Erkrankungen und Klimawandel sind eine große Bedrohung der Natur. Die Umwelt muss stärker geschützt werden, und dafür setzen sich immer mehr Menschen ein.
Qualle StrandGewässer Wiesmoor

Die Flora des Wattenmeeres

Auf den Salzwiesen findet man eine Flora aus Schlickgras, Andelgras, Strandaster, Strandflieder und vielem mehr. Diese Arten vertragen das salzhaltige Wasser und in den höher gelegenen Bereichen, die seltener überflutet werden, scheint sich die Vielfalt sogar zu vergrößern. Tausendgüldenkräuter, Strandwegerich und Roter Zahntrost sind hier zu sehen. Auf den Kuppen der Dünen wogen Strandquecke, Strandhafer und Strandroggen im Wind. Diese Arten unterstützen die Dünenbildung bereits seit langer Zeit, da sie den Sand fangen und stabilisieren. Andere Dünengebiete zeichnen sich durch Heidepflanzen in Verbindung mit Krähenbeere und Silbergras aus. In Dünentälern mit mehr Regen bildet sich eine Heideart mit Wollgras, Lungenenzian und Sonnentau.
Strand NorddeichEbbe Wattenmeer

Die Fauna des Wattenmeeres

Insekten im Wattenmeer gibt es fast ausschließlich bei den Salzwiesen, doch durch das stürmische Wetter und den hohen Salzgehalt fällt ihnen das Fliegen schwer. Ein paar Kurzflügler und Rüsselkäfer sind hier zu finden.
Das Wattenmeer ist vor allem für seine Vielzahl von Vogelarten bekannt. Küstenvögel brüten teilweise sogar im Schutz des Watts, während die Zugvögel hier nur Station machen. Die Heringsmöwe ist einer der häufigsten Vögel in dieser Gegend. Weitere Vögel, die sich hier wohl fühlen, sind die Trauerente, die Brandseeschwalbe und die Eiderente. Auch Sterntaucher, Sturmmöwen, Silbermöwen, Zwergmöwen und Fluss-Seeschwalben sind zu sehen, sowie viele weitere Brutvögel, Strandläufer usw. Mit ein wenig Glück kann man sogar einen Seeadler oder Silberreiher beobachten.
Nordseestrand HerbstOstbense Schwanensee
Marine Lebewesen im Wattenmeer sind unter anderem Muscheln jeder Art, beispielsweise Schwertmuscheln, Pazifische Austern, Miesmuscheln und Herzmuscheln. Die Gemeinen Strandkrabben und Nordseegarnelen sind ebenfalls Bewohner des Watts. Zu den Fischen des Wattenmeeres gehören mittlerweile fast nur noch kleiner Arten wie Hering, Hornhecht, Scholle, Sandgrundel, Aalmutter und Seeskorpion, da die größeren Fischarten wie Stör und Nagelrochen durch die Fischerei fast ausgerottet wurden. Die beiden typischsten Tierarten im Watt sind der Wattwurm und der Seehund. Neben dem Seehund gibt es noch zwei weitere Säugetierarten im Wattenmeer: die Kegelrobbe und den Gewöhnlichen Schweinswal.
 
Nachdem die Kegelrobben durch die Jagd fast ausgerottet wurden, konnte der Bestand seit den 1980er Jahren wieder gestärkt werden. Die Seehunde waren niemals so stark gefährdet, auch wenn es in den 1970er Jahren relativ wenige Exemplare (unter 3.000) gab. Inzwischen liegt die Zahl wieder weitaus höher, bei mindestens 20.000. Der Küsten- und Naturschutz lohnt sich also, denn davon profitiert der Lebensraum des Wattenmeers, der sich wiederum positiv auf die Anzahl seiner Bewohner auswirkt. Bei den Seehunden und Kegelrobben fällt die große Menge auf den ersten Blick ins Auge, während kleine Lebewesen und Pflanzen erst auf den zweiten Blick auffallen. Dennoch spielen sie bei dem Gleichgewicht des Lebensraumes eine wichtige Rolle.